Zeitlose Abenteuer: Wie die Heldenreise unseren Alltag prägt
Scrollst du auch manchmal durch soziale Medien und fragst dich, wo das echte Leben bleibt? Vielleicht ist es Zeit für dein eigenes Abenteuer. Finde heraus, wie die Heldenreise dich von der Couch ins Zentrum deiner eigenen epischen Geschichte katapultieren kann.
Warum verwenden wir ein Konzept wie die Heldenreise für menschliche Entwicklungsprozesse? Sollten wir nicht das Leben von der Fiktion trennen. Da ist auf der einen Seite das echte Leben, unser Alltag und die „Realität“ da draussen. Auf der anderen Seite gibt es die Geschichten. Filme, Bücher und Spiele laden uns ein in fremde Welten und leisten ihren Beitrag zur Unterhaltung und häufig zur Ablenkung von allem was sonst so abgeht in der „realen“ Welt. Fehlt da nicht die Ernsthaftigkeit wenn man diese Welten vermischt? Genau dieser Frage möchte ich in die Beitrag nachgehen und mit dir meine Lernreise und viele Impulse teilen, die mich vom Gegenteil überzeugen.
Die Brücke zwischen Mythos und Moderne
Etwas was heute gerne vergessen geht, ist dass Märchen, Sagen und Mythen eine unglaublich lange Tradition haben und weit mehr sind als nur Unterhaltung. Es sind uralte Geschichten, die es geschafft haben den Test der Zeit zu bestehen. Ich glaube es fällt uns Menschen schwer, den Ablauf der Zeit in ihrer ganzen Dimension zu erfassen. Deshalb lade ich dich zu folgendem Gedankenexperiment ein: Was weisst du noch von deinen Grosseltern? Vielleicht hast du sie kennengelernt, vielleicht hast du nur Geschichten gehört. Die meisten von uns haben allerdings dein mehr oder weniger tiefes Verständnis wer unsere Grosseltern waren. Nun gehen wir eine Generation zurück, was weisst du noch von deinen Ur-Grosseltern? Wenns dir so geht wie mir, dann sind das nur noch vereinzelte Geschichten und Eindrücke meiner Eltern. Wenn wir nun noch eine Generation zurückgehen dann sind wir bereits an einem Punkt, an dem viele höchstens noch eine grobe Geschichte zu erzählen haben. Weiter zurück? Da fehlt dann meistens schon alles ausser vielleicht noch ein Name.
Wenn wir davon ausgehen, dass eine Generation allgemein gesprochen 25-30 Jahren entsprechen, dann sind das bei 5 Generationen 125-150 Jahre.
1000 Jahre, 2000 Jahre, 3000 Jahre? Wenn wir uns das Experiment anschauen und wie schnell wir vergessen, was vor 150 Jahren war. Dann ist es doch erstaunlich und beinahe unvorstellbar dass etwas über 1000 Jahre erhalten bleiben kann. Vor allem wenn man davon ausgeht, dass die meisten Mythen und Geschichten aus einer Zeit stammen, bevor die Menschen die Schrift für sich benutzt haben. Das heisst die meisten dieser alten Erzählungen sind in oraler Tradition von Vater zu Sohn, von Mutter zu Tochter, immer weiter die Ahnenlinie hinunter gegeben worden. Vielleicht wurden sie dem Zeitgeist angepasst und höchstwahrscheinlich wurden sie verändert. Was jedoch erhalten blieb, was den Test der Zeit bestanden hat, ist die Essenz, der Kern der jeweiligen Geschichte. Etwas was die Mensch über solch lange Zeitstrecken gleichermassen bewegt, berührt und begeistert hat. Wenn man sich nun die Zeit nimmt, und viele dieser Geschichten, Mythen und Märchen analysiert und nach Mustern sucht, so wie das der amerikanische Forscher Joseph Campbell gemacht hat. Dann zeigt sich ein Muster mehr als alle anderen. Das ist die Heldenreise und ihre Etappen. Er nennt das den Monomythos, in dem Sinne dass dieses Konzept, diese Grundstruktur vielen wenn nicht sogar allen Geschichten zugrunde liegt.
Geschichten, die überdauern: Die Macht uralter Mythen
Es gibt Dinge, für die ist ein Menschenleben zu kurz. Wir können schwer die grossen Muster des Lebens erkennen in dem wir nur auf unser Leben und unsere Erfahrung zurückgreifen. Aber Geschichten, die für 1000 Jahre und mehr immer wieder erzählt, neu gedacht, verändert, ausgeschmückt und wieder gekürzt wurden, aber ihre Essenz behalten haben. Diese Geschichten tragen ein ganz anderes Gewicht. Sie zeigen Muster auf, die den grössten Test von allen bestanden haben und bestehen. Den Test der Zeit. Die Zeit die alles durch die Mangel dreht und von der nichts unberührt bleibt, was es bis auf die materielle Ebene geschafft hat. Und wenn die Essenz vieler dieser Geschichten sich am Muster der Heldenreise orientieren, was macht das aus der Heldenreise? Das ist wohl schwer zu sagen, aber beweist nicht der Fakt, dass heute immer noch alle möglichen Bücher, Filme und Spiele sich am selben Muster orientieren und damit grosse Erfolge feiern, dass das Muster bis heute Relevanz hat?
Es ist einfach abgedriftet und wird mehr und mehr als reine Unterhaltung verstanden. Wobei auch hier, das fesseln der modernen Unterhaltung ist auch nur möglich, weil es eben tiefe Teile unseres Wesens anspricht und begeistert. So wie es eben für tausende von Jahren der Fall war. Das Medium verändert sich, das Muster bleibt.
Nur welche Schlüsse ziehen wir daraus? Läufst du heute aus dem Kino und denkst dir: „hey, ich könnte Superman sein!“?
Ich glaube der grösste Unterschied von früher zu heute ist, dass wir vergessen, dass diese Geschichten nicht nur zum Vergnügen erzählt werden, sondern dass sie eine Botschaft in sich tragen. Sie sollen uns begeistern und dazu antreiben, selber zu dem Helden zu werden, der uns in dieser Geschichte so inspiriert. Es liegt absolut an deinem Verständnis und deiner Sicht auf dein Leben, ob du aus dem Kino rausläufst und dich hast unterhalten lassen (schau dir dieses Wort einmal an: unter-halten, unten-halten) oder ob du begreifst, dass du eingeladen bist, aktiv zu werden und diese Kräfte die ein Film in dir weckt in deinem Leben wirken zu lassen.
Die persönliche Relevanz der Heldenreise
Die Geschichten die wir uns erzählen, tragen genau so viel Gewicht, wie die Geschichten die andere uns erzählen. Sie tragen eigentlich sogar noch mehr Gewicht, weil wir sie einmal, ständig wiederholen und zum anderen, haben wir einen Zugang zu unserer Psyche, den andere nicht haben. Eine dieser Geschichten ist: Veränderung ist hart. Veränderung muss unangenehm, anstrengend und unschön sein. Wusstest du, dass es Untersuchungen gibt, die festgestellt haben, dass Medizin die nicht gut schmeckt, wirkungsvoller ist, als Medizin die gut schmeckt? Etwas das hilft und noch gut schmeckt wäre ja auch zu viel des guten oder? Etwas in meinem Leben verändern in meinem Leben und Spass dabei haben, das widerspricht sich oder?
Was wäre, wenn wir dieses Weltbild in Frage stellen? Was wäre, wenn wir uns erlaubten, die Begeisterung und Inspiration die wir empfinden, wenn wir mit dem Protagonisten eines Filmes mitfiebern, in unserem Leben zu empfinden, wenn wir uns auf den Weg der Veränderung begeben? In unserem Leben nehmen wir die Herausforderungen schnell als hinderlich und unschön wahr. In einem Film erzeugen sie Spannung. Stell dir einen Film vor, in dem der Protagonist der beste in allem ist. Er weiss alles, kann alles und wenn er sich aufmacht auf seine Reise ist schon klar, wie das endet. Er wird nicht herausgefordert und muss keine Tests bestehen, weil er bereits alles kann. Wie lange würde dieser Film dich wohl fesseln?
Warum betrachten wir unser Leben nicht genau so? Wir wünschen uns doch Spannung, Herausforderungen und Tests. Wir suchen nach dem Gefühl über uns hinauszuwachsen und am Ende des Tages mehr zu sein, besser zu sein, ausgereifter zu sein. Nur laden wir diese Reise sehr stark mit negativen Gefühlen auf. Warum passiert das genau mir? Warum genau jetzt? Darf das nicht einmal einfach gut laufen für mich?
Ein Beispiel aus dem echten Leben
Ich möchte dir gerne ein Beispiel aus meinem Leben erzählen. Vor kurzem habe ich festgestellt, dass sich die Konflikte in meiner Ehe sehr stark gehäuft haben. Das hat uns belastet, es hat unsere Tochter belastet, was uns wiederum noch mehr belastet hat. Wir sind da schnell in einer Abwärtsspirale gelandet. Vielleicht kennst du das, dass häufig in genau den Momenten dann noch Sachen von Aussen kommen. Eigentlich kleine Sachen, die im falschen Moment die Waage zu kippen drohen. Genau so war das bei uns. Kleine Sachen die das Fass zum überlaufen gebracht haben und diese Abwärtspirale noch mehr verstärkten.
Welche Gedanken bewegten sich da in mir? Warum genau jetzt, wieso passiert das mir? Warum ist das Leben gegen mich? Kann das nicht einmal einfach gut laufen?
Ich habe wirklich eine Weile gebraucht um zu bemerken was da passiert. Ich habe mir vorgenommen ein besserer Ehemann und Vater zu sein. Ich habe das als Bitte ans Leben gerichtet und um Hilfe und Unterstützung gebeten. Und hey, genau das habe ich erhalten, ich war einfach zu blind sie als solche zu erkennen. Stattdessen habe ich sie als Angriff des Lebens gegen mich gesehen. Als ich das erkannt habe, hat sich diese gesamte Situation für mich gedreht. Ich habe erkannt, was für eine riesige Chance ich gerade habe das zu werden was ich mir gewünscht habe. Ein besserer Ehemann, ein besserer Vater.
Häufig fehlt uns die Distanz zu unserer eigenen Geschichte. So wie wir im Kino da sitze und verstehen, dass der Protagonist diese Tests braucht um am Ende sein Ziel zu erreichen. Wir fiebern zwar mit, aber halten doch die nötige Distanz um diese Wahrheit zu erkennen.
Vom Zuschauer zum Akteur: Deine eigene Heldenreise
Was wäre nun, wenn es dir gelingt, diese Distanz auch in deinem Leben zu erreichen? Zu erkennen, dass du der Held deines Lebens bist, der sich bewusst oder unbewusst immer wieder in Abenteuer stürzt. Gerufen und inspiriert von tiefen Wünschen, Sehnsüchten mehr aus seinem Leben zu machen als das was jetzt da ist. Alles im Leben wächst oder stirbt. In der Natur sehen wir das. Wir sind genau so Teil der Natur und ihrer Gesetzmässigkeiten.
Wie hilft dir nun die Heldenreise genau das zu erreichen? Sie gibt dir eine Landkarte von einem Gebiet das häufig sehr nebulös und undurchdringlich scheint. Denn wenn diese Geschichten, wahr oder erfunden, immer dem selben Faden folgen, könnte es nicht sein, dass das auch auf deine Geschichte zutrifft? Stell dir vor du könntest die nötige Distanz schaffen und erkennen, dass die Dinge die dir passieren, nicht Versuche des Lebens sind dich zu blockieren, sondern dir genau die Steine in den Weg zu legen, die du brauchst um das zu lernen was du zu lernen hast um dein ziel zu erreichen? Wie bei meinem Beispiel. Ich ertappe mich immer wieder in dem Irrglauben, dass ich um etwas bitte und es dann magischer weise vom Himmel fällt. Am liebsten würde ich heute aufwachen und schon der Mann sein der ich sein möchte, schon der Vater und Ehemann sein der ich sein möchte. So funktioniert die Natur aber nicht, alles wächst organisch. Ein Same keimt, schlägt wurzeln und wird zu einer kleinen Pflanze. Diese Pflanze ist Wind und Regen ausgesetzt, muss sich durch Trockenzeiten kämpfen und ihre Wurzeln vertiefen. Sie wir stetig getestet und vom Leben gezwungen, zu adaptieren oder sich dem Test der Zeit zu beugen. Wachsen oder eingehen. Nur so wieder aus dieser Pflanze ein junger Baum, der wiederum getestet und herausgefordert wird. Er schleift sich so lange am Leben, bis er tiefe Wurzeln, einen kräftigen Stamm und starke Äste hat. So nehmen wir ihn dann war, als herrschaftlichen Baum der königlich über uns thront und scheinbar schon immer so war. Dabei vergessen wir welch schweren Weg er auf sich genommen hat und da anzukommen wo er heute ist. Gezeichnet und getestet vom Leben. Nicht weil das Leben ihn nicht wollte, sondern weil das Leben wusste, dass er nur zum dem wunderbaren Baum werden konnte der er ist, in dem er sich immer und immer Wieder den Herausforderungen stellte.
Das Leben lädt uns immer ein zu wachsen. Nur sind wir schlau genug es zu hören? Hier beginnt nämlich die Heldenreise. Beim Ruf zum Abenteuer. Dem Moment, wo etwas in deinem Leben dich aufrüttelt und daran erinnert, dass da eine Reise auf dich wartet. Genau da wollen wir im nächsten Artikel einsteigen und betrachten, welche Relevanz der Ruf hat.
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